Hedwig Hintze war eine beeindruckende Persönlichkeit, die in der Geschichte der Frauenbewegung und der Geschichtswissenschaft eine wegweisende Rolle spielte. Geboren im Jahr 1884 in München als Hedwig Guggenheimer, gehörte sie zu den ersten Historikerinnen Deutschlands und war die zweite Frau, die sich im Fach Geschichte habilitierte.
Hedwig Hintze durchlief eine bemerkenswerte Ausbildung und erlangte 1910 ihren Abschluss in Geschichte, Nationalökonomie und französischer Literatur an der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin. Ihr Weg führte sie zu bedeutenden Persönlichkeiten wie dem Historiker Otto Hintze, den sie 1912 heiratete. Gemeinsam entwickelten sie ein großes Forschungsvorhaben zur französischen Verfassungs- und Revolutionsgeschichte.
Ihre herausragenden wissenschaftlichen Leistungen fanden Anerkennung, als sie 1928 als zweite deutsche Frau überhaupt ihre Habilitation abschloss. Ab 1929 lehrte sie als Privatdozentin an der Berliner Universität und war Mitglied des Mitarbeiterstabs der renommierten "Historischen Zeitschrift".
Die politischen Umbrüche in Deutschland ab 1933 hatten jedoch drastische Konsequenzen für Hedwig Hintze. Aufgrund ihrer jüdischen Herkunft wurde ihr die Lehrbefugnis entzogen, und sie musste ihre Mitarbeit an der Historischen Zeitschrift aufgeben. Dennoch setzte sie sich unerschrocken für demokratische und sozialistische Ideen ein.
Nach Jahren des Exils in Paris emigrierte sie 1939 endgültig in die Niederlande. Das Schicksal nahm eine tragische Wendung, als ihr Mann, Otto Hintze, im Jahr 1940 starb. Hedwig Hintze, von den Nationalsozialisten verfolgt, konnte aufgrund von Visumproblemen keinen sicheren Zufluchtsort finden. In ihrem letzten Lebensabschnitt in den Niederlanden lebte sie in prekären Verhältnissen, finanziell und seelisch am Ende. Im Juni 1942 nahm sich Hedwig Hintze in Utrecht das Leben.
Ihr Vermächtnis und ihre wissenschaftliche Bedeutung wurden lange Zeit vergessen, aber seit den 1990er Jahren bemüht sich das Hedwig Hintze-Institut Bremen um die Dokumentation ihres Lebens und Werkes. Die Hedwig Hintze-Gesellschaft für historische Forschung und Bildung e.V. wurde 1996 gegründet, um das Erbe dieser beeindruckenden Historikerin zu bewahren und weiterzutragen.
Hedwig Hintze bleibt eine inspirierende Figur der Geschichtswissenschaft und der Frauenbewegung. Ihr Wirken zeigt den unbeugsamen Einsatz für Wissenschaft und demokratische Werte, selbst in Zeiten der Unterdrückung und Verfolgung. Das Hedwig Hintze-Institut setzt sich dafür ein, ihre Geschichte und ihr Vermächtnis zu teilen und zu ehren.
Gemeinsam sind wir stärker sichtbar – auch wenn es darum geht, die Stimmen von wichtigen Persönlichkeiten in der Geschichte zu erheben und zu feiern.