Femboy - Bedeutung, Geschichte und queere Perspektiven

Femboy - Bedeutung, Geschichte und queere Perspektiven

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Der Begriff „Femboy“ hat in den letzten Jahren, besonders online, stark an Sichtbarkeit gewonnen. Oft taucht er auf TikTok, Reddit oder in Memes auf - manchmal empowernd, manchmal sexualisiert, manchmal verspottet. Doch was bedeutet „Femboy“ eigentlich? Und wie sehen queere Menschen diesen Begriff?

Was bedeutet „Femboy“?

„Femboy“ ist ein Kofferwort aus feminine (englisch für weiblich, feminin) und boy (Junge, Mann). Gemeint sind damit in der Regel männlich gelesene Personen, die sich feminin präsentieren, zum Beispiel durch Kleidung, Make-up, Sprache oder Verhalten - ohne sich selbst zwingend als Frau oder nicht-binär zu identifizieren.

Ein Femboy kann zum Beispiel:

  • Röcke oder Kleider tragen
  • geschminkt sein
  • mit bewusst femininen Gesten auftreten
  • sich dennoch (teilweise oder vollständig) als Junge oder Mann sehen

Der Begriff ist nicht an eine bestimmte sexuelle Orientierung gebunden. Femboys können schwul, bi, hetero, pan, queer oder asexuell sein - oder sich gar keinem Label zuordnen wollen.

Herkunft und Online-Kultur

Der Begriff stammt ursprünglich aus der englischsprachigen LGBTQ+-Community und tauchte bereits in den frühen 2000ern in Foren wie 4chan oder Reddit auf - teils als selbstgewählte Bezeichnung, teils als Fetischisierung oder sogar Beleidigung. In den 2020er-Jahren erlebte der Begriff auf Plattformen wie TikTok eine Art Rebranding: Viele junge Menschen nutzten ihn selbstbewusst, um ihre femininen Seiten zu feiern.

Dennoch bleibt der Begriff ambivalent, da er immer wieder sexualisiert oder für transfeindliche Witze missbraucht wird. Auf OnlyFans oder Pornoseiten wird „Femboy“ häufig in Suchbegriffen verwendet - was einerseits zeigt, wie sichtbar der Begriff ist, andererseits aber auch zu einer Reduzierung auf ein erotisches Klischee führen kann.

Was unterscheidet einen Femboy von trans Personen?

Diese Frage wird oft gestellt - und ist sensibel. Wichtig ist:

Nicht jede feminin präsentierende Person ist ein „Femboy“. Und nicht jede trans Frau war vorher ein „Femboy“.

Ein Femboy sieht sich in der Regel nicht als Frau - viele Femboys sagen sogar explizit, dass sie cis Männer sind. Andere wiederum sehen sich als nicht-binär, genderfluid oder nutzen den Begriff nur als Mode-Label. Es gibt Überschneidungen, aber keine festen Grenzen.

Trans Frauen oder transfeminine Menschen erleben es oft als verletzend, wenn ihnen fälschlich das Label „Femboy“ gegeben wird. Denn es ignoriert ihre Geschlechtsidentität und macht ihre Feminität zu einem Accessoire - statt sie als Teil ihrer Identität ernst zu nehmen.

Empowernd oder problematisch?

Die Antwort lautet: Beides.

Für viele queere Menschen - besonders jüngere, die sich mit Geschlechternormen nicht identifizieren - kann der Begriff empowernd sein. Er bietet eine Möglichkeit, sich feminin auszuleben, ohne sich in binäre Kategorien pressen zu lassen. In diesem Sinne ist „Femboy“ eine Rebellion gegen toxische Männlichkeit und Geschlechterzwang.

Gleichzeitig gibt es Kritik:

  • Sexualisierung: Viele Inhalte, die „Femboys“ zeigen, richten sich an cis Männer - nicht selten auf voyeuristische Weise.
  • Misgendering von trans Personen: Der Begriff wird oft falsch auf trans Frauen angewendet.
  • Rassistische Stereotype: In manchen Fetisch-Subkulturen gibt es rassifizierte Vorstellungen von asiatischen „Femboys“, die problematisch exotisiert werden.

Fazit: Wer darf „Femboy“ sagen - und warum?

Wenn du dich selbst als Femboy bezeichnen möchtest - und dich dabei wohlfühlst - ist das völlig legitim. Der Begriff kann ein Mittel sein, sich von klassischen Geschlechterrollen zu befreien und die eigene Feminität zu feiern.

Aber: Sei dir bewusst, welche Geschichte und welche Debatten es um den Begriff gibt. Höre trans Frauen zu, wenn sie sagen, dass sie nichts mit dem Begriff zu tun haben wollen. Respektiere, wenn jemand sich bewusst nicht so nennt.

Im besten Fall ist „Femboy“ ein Ausdruck von Selbstermächtigung. Im schlechtesten Fall ist es ein Label, das anderen aufgezwungen wird.

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