„Es gibt nur zwei Geschlechter: Mann und Frau.“ Diesen Satz hören wir oft. Aber hast du dich schon mal gefragt, woher diese Aussage eigentlich kommt? Wie wurde die „Anzahl Geschlechter“ ermittelt - und nach welcher Methode?
Geschlecht zählen - geht das überhaupt?
Wenn wir etwas zählen wollen, brauchen wir eine Definition. Beim Geschlecht wird’s schnell kompliziert: Sprechen wir über biologische Merkmale wie Chromosomen, Hormone, Genitalien? Oder über soziale Rollen, also was als „männlich“ oder „weiblich“ gilt? Oder über Identität - also wie sich Menschen selbst verorten?
All diese Perspektiven liefern unterschiedliche Antworten. Biologisch betrachtet gibt es viele Menschen, die nicht eindeutig in die Kategorien „männlich“ oder „weiblich“ passen - z. B. intergeschlechtliche Menschen.
Sozial betrachtet sind Geschlechterrollen kulturell geprägt und verändern sich über Zeit und Ort. Und aus Sicht der Identität gibt es Menschen, die sich außerhalb oder zwischen den binären Kategorien verorten - z. B. als nicht-binär, genderfluid, agender.
„War schon immer so“ ist keine Methode
Wenn jemand sagt, es gäbe nur zwei Geschlechter, lohnt es sich zu fragen:
- Wie kommst du zu dieser Zahl?
- Welche Daten?
- Welche Definition?
- Welche Methode?
Denn einfach nur zu sagen: „Das war schon immer so“ ist keine wissenschaftliche Begründung - sondern ein Hinweis auf gesellschaftliche Gewohnheiten, nicht auf biologische oder soziale Tatsachen.
Die Sache mit der Tradition
Die Idee von genau zwei Geschlechtern ist eng verknüpft mit westlich geprägten Normen und Machtverhältnissen. Viele Kulturen kennen seit Jahrhunderten mehr als zwei Geschlechter - z. B. die Hijra in Südasien oder die Two-Spirit-Personen vieler indigener nordamerikanischer Gesellschaften.
Was wir also als „natürlich“ oder „normal“ ansehen, ist oft kulturell gelernt, nicht naturgegeben.
Fazit: Wer zählt, sollte wissen, wie gezählt wird
Statt pauschal zu behaupten, es gäbe zwei Geschlechter, lohnt sich ein ehrlicher Blick:
Was meinen wir eigentlich mit „Geschlecht“? Wer legt das fest? Und was passiert mit all den Menschen, die nicht in dieses Raster passen?
Wer über die Anzahl der Geschlechter nachdenkt, stellt schnell fest: Die Realität ist vielfältiger, als uns beigebracht wurde.